Kneipp: "Jede freie Minute saß ich bei meinen Bienen..." Teil 2
Kneipp und Honig
Sebstian Kneipp empfahl Honig als Beimischung zu Tee für Katarrh und Verschleimungen. Außerdem lobte er die "Landleute" für ihre Zubereitung der Honigsalbe, die bei äußeren Geschwüren zur Anwendung kam. Neben "Gurgelwasser mit Honig" und "Honig-Augen-Wasser" war Kneipp ein Befürworter von

Honigwein - er selber habe sehr viel Honigwein bereitet, sehr viel trinken sehen und selbst auch manchmal ein Glas getrunken. Sebastian Kneipp war so sehr von den Bienen und dem gesundheitlichen Potenzial ihrer Produkte begeistert, dass er 1973 sein "Bienchen - Büchlein" zur Verbesserung der Bienenzucht - besonders für Anfänger - verfasste. Und so könnte man meinen, dass Kneipp auch bei diesem Thema seiner Zeit voraus war. Denn das Imkern in den Großstädten wird aktuell immer beliebter. Ob in New York, Paris, oder Berlin - die urbane Bienenhaltung boomt.
Propolis ist eine harzartige Masse mit antibiotischer, antiviraler und antimykotischer Wirkung. Imker sprechen vom sog. "Kittharz", welches von Arbeitsbienen von verschiedenen Pflanzen und Blütenknospen abgetragen, mit eigenen Fermenten angereichert und zur Desinfektion im gesamten Bienenstock ausgebracht wird.
Propolis
Propolis besteht aus einer komplexen Mischung von über 300 Jahren unterschiedlichen Substanzen verschiedene Harze, Wachse, ätherische Öle, harzartige Pollenhüllen, Bienenenzyme, Mineralstoffe und zahlreiche aktive organische Substanzen wie Flavonoide (Polyphenole) und Phenolcarbonsäure. Weil es sich um ein Naturprodukt handelt, ist die Zusammensetzung variabel und hängt von vielen Faktoren ab; beispielsweise von den Pflanzenarten, der georgraphischen Lage und dem Zeitpunkt der Ernte. Während sich diese Arbeitsbienen von Honig und Blütenpollen ernähren, produzieren sie in ihrem Oberkieferdrüsen ein spezielles Sekret, welches ausschließlich den kleinsten Larven und zeitlebens der Bienenkönigin vorbehalten ist: Gelee-Royale.
Gelee-Royale
Beim Gelee-Royale (auch Weiselfuttersaft genannt) handelt es sich um hochkonzentriertem Futtersaft für die Aufzucht der Bienenkönigin. Gelee-Royale enthält alle überlebenswichtigen Mineralstoffe, Vitamine, Aminosäuren, Einfach- und Mehrfachzucker, aber auch spezielle Hormone, die den Alterungsprozess der Königin in Zeitlupe versetzen. So wird die Königin - bei gleicher Genetik, wie jede andere Honigbiene - rund 50 Generationen ihrer eigenen Nachkommen überleben. Nicht umsonst ist Gelee-Royale damit der älteste, uns bekannte "Anti-Aging-Wirkstoff" aus der Natur und wird beispielsweise in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zur Linderung von Beschwerden in den Wechseljahren oder zur Stärkung des Organismus nach Operationen eingesetzt. Ein weiterer Wirkstoff aus dem Bienenvolk ist ursprünglich von der Natur nicht als Heilmittel, sondern zur Abwehr von Feinden der Biene gedacht: Das Bienengift.
Bienengift
"Im Maße liegt die Ordnung" - dieses Zitat von Sebastian Kneipp lässt sich wunderbar auf den Nutzen und die Einsatzmöglichkeiten von Bienengift für die menschliche Gesundheit übertragen. Bereits Parabelsus stelle vor langer Zeit fest, dass die Giftkeit einer Substanz von ihrer Dosierung abhängt. Im Rahmen der sog. Apitherapie wird Bienengift heutzutage unter anderem als Bestandteil von Präparaten gegen Rheuma, Ischias, Hexenschuss, Sportverletzungen und Kälteschäden eingesetzt. Früher war die Apitherapie ein Nebenprodukt de Imkerei. In den letzten Jahren ist sie mehr und mehr ins Blickfeld der Forschung geraten und könnte Relevant bei der Bekämpfung von multiresistenten Bakterienstämmen sowie schwer heilenden Wunden haben. Die Giftblase einer Biene enthält ungefähr 0,1mg Bienengift (Hauptwirkstoff ist das sog. Melittin). Wird ein gesunder Mensch von einer Biene gestochen, treten die typischen Symtome wie Rötungen, Schwellungen, Schmerzen und Hitzebildung auf - unter anderem aufgrund der durchblutungsförderndern Eigenschaften des sog. Apitoxins. Diese positiven Eigenschaften können durchaus genutzt werden. Bienengift hat das Potenzial, Gewebe zu lockern und Muskeln zu entspannen. Studien konnten zudem nachweisen, dass Melittin in einem schon vorher entzündeten Gewebe antientzündlich wirkt. Der Stoff kurbelt nämlich die körpereigene Cortisolausschüttung an, und da Cortisol eine überschießende Immuntätigkeit hemmt, geht die Entzündung in Folge dessen zurück. In Präparaten gegen Rheuma, Hexenschuss, Sportverletzungen sowie Kälteschäden und Neuralgien wird Bienengift heute bereits erfolgreich eingesetzt. Wichig bei der Anwendung von Bienengift: Hier ist nicht die eingesetzte Dosis entscheidend, sondern eine bestmögliche, medizinische Qualität des Giftes. Allergiker sollten Produkte mit Bienengift nur mit Rücksprache mit ihrem naturheilkundlich versierten Arzt nach Überprüfung des individuellen Verträglichkeiten anweden.
Frau Dr, Yeal Adler ist Dermatologin und nimmt Stellung zum Thema Honig in der Medizin, auch in Form von Propolis, Gellee-Royale und Bienengift.
Quelle: Kneipp-Bund, Bad Wörishofen
Kneipp-Journal aktiv & gesund 10/20 Seite 13 - 15
F.d.R. Dominique-Muriel Krause